Kirche – alte und jetzige

Alte Kirche:

Wie sich aus den Akten des Provinzialkonservators aus der Aufmessung von Schreinermeister Jos. Lückerath in Nöthen v. J. 1911 n. Chr. und aus seinem Bericht v. J. 1929 über seine Beobachtungen bei dem im J. 1911 dringend gewordenen Abbruch der Kirche ergibt, war der erste Bau lediglich ein rechteckiger Raum, im Lichten 5 m breit und zusammen mit einer durch kurze Vorlagen und breiten Kreissegmentbogen abgetrennten Vorhalle 14,50 m lang. Über der Vorhalle vermutlich ein niedriges Glockengeschoß mit Satteldach. Die Westfront mit 2 mit 2 symmetrischen Eingängen deren ausgetretene Türschwellen auf eine lange Benutzung hinwiesen. Dieser Bau war offenbar aus der Zeit um 1115, er erhielt im späteren Mittelalter einen im Mauerwerk nun 15 m hohen Turm, in dem die Vorhallenwände verstärkt wurden, wie der alte Wandputz deutlich zeigte. Die Oberwände des Schiffes wurden ausgemalt. Um 1700 wurde die Kirche durch Chor nebst Sakristei und Seitenschiffe erweitert.

Beim Abbruch der Kirche kamen in den Zwickeln, die das hölzerne Tonnengewölbe an der Ostwand der Turmes verdeckt hatten, also in der Höhe des zweiten Turmgeschosses einfache Wandmalereien vom Ende des 15. Jh. zum Vorschein, z. T. nur noch in der Zeichnung erhalten. Der 88 cm breite Sturz einer Holztür, wiederverwendet bei einem Anbau des heutigen Pfarrhauses, enthält eine lateinische Inschrift betr. des Wiederaufbaus des Pfarrhauses i. J. 1600. Zur Seite Hausmarken.

Der Turm, der in seinem unteren Teile alle Bauperioden mitgemacht hat und bei seinem Abbruche verschiedene Nischen sowie 4 nach und nach angesetzte Verstärkungsmauern aufwies, die nach der Innenseite mit zahlreichen Kalkanstrichen überzogen waren, konnte den beständigen baulichen Veränderungen nicht standhalten und bekam zahlreiche Risse, teilweise von 8 cm Breite und 5 Meter Länge. Der an der Südostseite vorgesetzte Strebpfeiler konnte ihm die notwendige Stütze nicht mehr geben, und da die Risse sich zu erweitern drohten, ordnete die Baupolizei 1903 die Schließung des Turmes sowie die Untermauerung der Turmdurchgänge an. Dadurch wurde die Kirche, die einen Innenraum von etwa 100 Quadratmeter hatte und zudem feucht und niedrig war – bis zur Gewölbespitze hatte sie nur 5,80 Meter – zu klein, und es mußte zum Neubau geschritten werden. Es ist die Nummer 4 innerhalb von 1100 Jahren.
Beim Abbruche zeigte sich, daß der linke hölzerne Unterzug, der die ganze Dachkostruktion zu tragen hatte, ganz durchgefault war. Kaum 10 ctm waren noch Kernholz. Durch seinen Einsturz hätte das größte Unglück passieren können. Den prüfenden Baumeistern war diese größte Gefahr entgangen.

Chroniktext zum Kirchenbau

Vor Baubeginn wurde von den Bürgern Geld gesammelt, um den Neubau bewerkstelligen zu können. Mit untenstehenden Infoblättern zog man in Gruppen oder alleine über Tage bis zum Rhein und zur niederl. Grenze. Während der Zeit verrichteten die Frauen die Feldarbeit alleine. Es wurden große Opfer gebracht.
1907: Die im Jahre 1907 abgehaltene Kirchenkollekte brachte für den Kirchenbau 8427,31 M ein. Im Jahre 1909 wurde uns eine Hauskollekte für den Kirchenbau bewilligt. Die Kollekte, die 1910 abgehalten wurde, brachte einen Reingewinn von 19668,71 M. von welchem die Pfarre alleine 1400 gab. Nähere Angaben sind in dem Kontobuche enthalten.

Am Freitag, dem 21. Juni 1912, brachte die K.V. aus der Rede des Pfarrers folgenden Artikel:
Nöthen-Eifel, den 20. Juni 1912. Am kommenden Sonntage soll der Grundstein zur neuen Pfarrkirche gelegt werden. Nachdem um das Jahr 800 an der selbigen Baustelle ein kleines Kapellchen erbaut worden war, wurde dies, wie die aufgefundenen Fundamente und Mauerreste beweisen, um das Jahr 1000 zu einer Kirche erweitert. Gegen 1480 wurde diese vollständig ausgemalt. Reste der Malerei fanden sich beim Abbruch des Turmes vor, und sind als fotographische Abzüge einiger Bilder in das Provinzialmuseum nach Bonn gekommen. Da indessen die Seelenzahl von Nöthen wuchs und die Kirche nicht mehr ausreichte, wurde sie 1560 umgebaut und erweitert. Die Grundsteinlegung fand am 23. Juni bei herrlichstem Wetter statt. Die Festpredigt hielt Herr Pfarrer Eppenich aus Holzheim.

Wer hätte bei dem schönen Feste der Grundsteinlegung gedacht, daß wir so nahe vor schrecklichen Unglücken ständen. Am Montag, den 16. September stürzte der Gurtbogen über dem Chore ein und riß drei Maurer mit in die Tiefe. Maurer Fries aus Willerscheid starb bald im Saale des Pastorat, nachdem er noch vorher hatte versehen werden können. Maurer Kastenholz aus Eicherscheid wurde noch nach Bonn transportiert und starb daselbst am 18. Sept. Maurer Mies aus Eschweiler hatte einen Lungenriß bekommen, kam aber durch. Über die Ursache des Unglücks wird sich wohl nie Klarheit verschaffen lassen, da auch die Staatsanwaltschaft ihr Verfahren wegen fahrlässer Tötung einstellen mußte. Wochenlang hatte es vorher täglich geregnet, und konnte in Folge dessen der Mörtel nicht abbinden, in wieweit Maurermeister und Unternehmer Pütz dieses wissen konnte und mußte, läßt sich nicht feststellen.

Genug, der Herr, dem schon früher nicht mehr viel an der Ausführung des Baues lag und der schon 2 Monate vorher um Enthebung vom Vertrag gebeten hatte, erneuerte dieses Gesuch nochmals und am 4. Oktober wurde ihm stattgegeben. Zugleich wurde an diesem Tag ein neuer Vertrag mit Herrn Baumeister Wolff aus Bonn abgeschlossen, der die Arbeiten so förderte, daß noch im Januar der Rohbau incl. Dach fertig wurde.

Am 19. Januar 1913 verunglückte durch einen schon fast 3 Wochen außer Betrieb gesetzten Azetylenapparat, mit dem er gespielt hatte, der Jüngling Johann Kaulen aus Gilsdorf. Schuld an dem Unglück traf keinen, da alles nach den gesetzlichen Vorschriften abgesperrt war, der Verunglückte wurde das Opfer jugendlichen Übermutes und unbegreiflicher Unvorsichtigkeit. Nichts destoweniger erregte das Unglück die allergrößte Anteilnahme. Die beiden Unglücke lasten wie ein Alb auf der ganzen Pfarre.

Am 30. September wurde die Kirche durch den hochwürdigsten Herrn Weihbischof Dr. Müller, der eigens zu diesem Zwecke von Cöln nach hier gekommen war, konsekriert.
Vom 31. Mai – 7. Juni 1914 fand durch die hochwürdigen Herren Jesuiten Patres Haagenach? u. Bahlmann eine hl. Mission mit größtem Erfolge statt. Die Zahl der hl. Communionen stieg pro 1914 auf 24350 und pro 1915 auf 24735! Deo gratias! P. Bahlmann starb 1916 in Brasilien: R.I.P.!

Vom 13. Juli – 20. August 1925 wurde unsere Pfarrkirche nebst Kapelle Kolvenbach von der Firma Roth u. van der Kaay, Köln, Händelstraße 12, künstlerisch u. geschmackvoll ausgemalt. Die Kosten von ungefähr 3000,- M. wurden durch freiwillige Gaben gedeckt. Auch wurden im Chor u. im Langschiff der Kirche schöne neue Beleuchtungskörper angelegt.
Am 25. Oktober bestellte der Kirchenvorstand die neue Kirchenorgel bei der Firma Koch in Köln.
01.03.1935 Der neue Sakristeischrank ist endlich fertig. Er ist nach eigenem Entwurf sehr fein geworden. Gott Dank haben wir jetzt für Paramente, Kirchenutensilien und das Auslegen der Paramente Platz bekommen. Vater Lückerath hat sicherlich an die Primizfeier seines Sohnes gedacht. Preis 600 RM.
18.03.1935 Und wiederum ein neues Stück für unser Gotteshaus: Die Kirchenuhr wird von der Firma Vortmann, Recklinghausen, montiert. Sie wird mit Uhrkosten und Unkosten rund 2000 RM kosten. Die Ziffernblätter sind auf eine spätere Zeit vertagt. Nun haben wir unser Gotteshaus noch stärker in den Mittelpunkt unserer Gemeinschaft gestellt.
Am 21.03.1935 mittags 12 Uhr schlägt die neue Kirchturmuhr zum 1. Male.