Für die Radioreihe „WDR4 Mein Dorf“ hat Hörfunkautorin Petra Verhasselt-Krüll Nöthen besucht und wird ab dem 30. Januar fünf Nöthener Besonderheiten in Form von fünf Minireportagen vorstellen.

„Wer nach Nöthen kommt, könnte poetisch werden, denn er wird mit Postkartenmotiven begrüßt: Da sind die alte Pfarrkirche St. Willibrord, deren trutziger Turm sich zwischen seichten Eifelhügeln nach oben streckt, wunderschön restaurierte Fachwerkhäuser, die sich rund um die Kirche versammeln und grüne Weiden, auf denen vom Aussterben bedrohte Tiere grasen wie weiße, gehörnte Heidschnucken und schwere Schwarzwälder Pferde. Die rund 700 Einwohner, darunter auch Zugezogene, haben hier ihr Paradies gefunden.

Und die Nöthener haben Humor: Sobald man mit einem „Ureinwohner“ ins Gespräch kommt, fällt dieser leicht abgewandelte Satz aus der Bibel: „Wenn ihr in Nöt(h)en seid, dann ruft mich an!“ Fast biblisch alt ist Nöthen tatsächlich: Der Ort kann auf eine über 1150 Jahre alte Geschichte zurückblicken. Noch älter ist das Matronenheiligtum im Wald, über das Günter Kirchner vom Förderkreis für Denkmalpflege in der Stadt Bad Münstereifel jede Menge weiß. Die teilrestaurierte Kultstätte aus gallo-römischer Zeit scheint bis heute ihren Reiz nicht verloren zu haben. Regelmäßig legen Spaziergänger an den beiden Weihesteinen mit den drei Mutterfiguren, den Matronen, Opfergaben wie Früchte, Geld oder Schokolade ab. Offenbar erhoffen sie sich dadurch Wohlstand auf dem Teller und im Portemonnaie.

Eine deutsch-französische Bäckerei und Konditorei

Kult ist mittlerweile auch die deutsch-französische Bäckerei und Konditorei. Vor über 20 Jahren haben die Eiflerin Susi und der Franzose Franck die Konditorei mit gemütlichem Café eröffnet. Und sie haben eine französische Tradition aufleben lassen: Rund um den 6. Januar, an dem die Christen den Tag „Heilige Drei Könige“ feiern, backen sie zig „Galettes des Rois“. Ich durfte bei der Herstellung des Blätterteigkuchens mit der köstlichen Mandelcreme-Füllung zuschauen und habe – allerdings erst nach zwei Anläufen – die kleine Porzellanfigur in einem der Stücke gefunden, die mich zur „Galette-Königin“ machte. Als Krönung setzte mir Franck eine goldene Krone auf. Welch große Ehre!

Weniger süß ist die Geschichte vom roten Mieder der blonden Lies. Michael Schmitz ist einer der wenigen, der sie kennt. Und ab sofort kennen sie auch alle WDR4-Hörerinnen und -Hörer. Man sagt, dass die tapfere Lies in der Andreasnacht im Jahr 1800 mit Mut und Köpfchen einen Kirchenräuber überführte, der sie genau ein Jahr später bei der Willibrorduskirmes kaltblütig erstach. Der Mörder war Johannes Müller, ein in der Region bekannter Räuber, der zur Bande des Schinderhannes gehört haben soll.

„Humorarbeit“ im ehemaligen Kuhstall

Friedlich geht es dagegen auf dem Archehof von Martin Solbach zu. Der dorfbekannte Zahnarzt züchtet seit 30 Jahren die vom Aussterben bedrohten weißen, gehörnten Heidschnucken und schwere Schwarzwälder Kaltblüter. Das Leben als Hobbyschäfer ist für ihn eine Passion und beschert ihm jeden Tag ein strammes Fitnessprogramm, denn bei der Schäferei ist reine Handarbeit gefragt.

„Humorarbeit“ ist dagegen das Motto der Kabarettistin Eva Eiselt, die in Nöthen geboren wurde und in ihrem Elternhaus seit 20 Jahren den „Kulturstall“ führt. In der Kleinkunstbühne im Kuhstall des ehemaligen Bauernhofs mit einer ebenso kleinen Freilichtbühne im Garten tritt nicht Eva Eiselt regelmäßig auf. Und einmal im Jahr geben sich bekannte Gastkünstler beim „WDR5 Satiresommer“ ein Stelldichein.

Gesendet werden die jeweils rund zweiminütigen Radioeiträge aus Nöthen vom 30. Januar bis 3. Februar, jeweils zwischen 14.15 Uhr und 17.45 Uhr auf WDR4.

Danach stehen alle Beiträge auch auf der WDR4-Webseite zum Nachhören und für den Download bereit:
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